Die Ludwigshafener Fotografin Marlis Jonas hat sich zäh und zielstrebig eine Position erarbeitet, die mehr und mehr wahrgenommen wird. Im Heinrich-Pesch-Haus
präsentiert sie derzeit ihre überaus sehenswerte Fotoserie „Land in Sicht“.
Deren Gegenstand ist die vorderpfälzische Landschaft. Sie ist geprägt von den strukturierenden Ordnungen bäuerlicher Feldbestellung und deren technischen
Hilfsmitteln, die, erratisch und doch auf eine besondere Weise dazu gehörend, in den Feldern herumstehen. Man muss einen geschärften Blick haben, um das als Ausdruck geformter Landschaft bewusst wahrzunehmen und mit
suggestiver Verweiskraft ins Bild zu setzen. Marlis Jonas hat diesen Blick. Sie machte sich einen Namen als Fotografin städtischen Umfelds; doch ehe sie nach Ludwigshafen zog, hat sie im ländlichen Raum gewohnt.
Da sieht man akkurate Reihen von Ackerfurchen und sprießendem Grün, Marlis Jonas inszeniert sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu assoziationsreichen
Streifenbildern. Reihen grüner Pflanzenbüschel zwischen Erdbraun präsentiert sie in Zentralperspektive und nennt sie „Zucht“. Horizontal geführte Ackerstreifen mit Schneestreifen in den Mulden erinnern
poetisch an „Winterschlaf“. Tiefgefräste Furchen mit Grün auf den Erhebungen führen diagonal in das Bild hinein und zu einem leichten Schwenk unter hoch liegendem Horizont. Überraschend - oder doch eher
einleuchtend - nennt die Fotografin sie „Straßenschluchten".
Die Leitbilder zu ihrer Auffassung von Landschaft sind in der konstruktiv-konkreten Kunst zu suchen. Einmal sind es deren Muster, ein andermal ist es deren
Monochromie. Diese tritt als monotoner Makrokosmos eines abgeernteten Feldes auf oder als Mikrokosmos eines Waldes von Stängeln, Gräsern, Pusteblumen. Noch näher heran rückt der Blick an auf dem Boden liegende
abgeerntete oder aus dem Boden auf sprießende junge Blätter, auf den ewigen Wechsel von Werden und Vergehen.
Sowohl in einzelnen Bildern als auch in Serien befasst sich Marlis Jonas mit den Hinterlassenschaften bäuerlicher Tätigkeit. Wenn ein abgestellter hoch mit
Stroh beladener Wagen das Bild beherrscht, ist die Anmutung nostalgisch.. Bei gestapelten Paletten entsteht die frappierende Assoziation zu Wohnsilos. Die „Wasserspiele“ einer Beregnungsanlage haben einen
sanften Lyrismus. Gestapelte Beregnungsrohre oder den Ausschnitt einer Aufsicht auf Räder und Zahnräder eines Ackergeräts nehmen wir als abstrakte Komposition wahr. Eine ganze Serie hat Marlis Jonas den Folien
gewidmet. Mal inszeniert sie diese als Landschaften, mal als Bauwerke, mal als Stillleben.
Außer solchem Dauerzubehör moderner Feldbestellung. findet man auf den Äckern manchmal Nicht-mehr-Gebrauchtes und Wegzuwerfendes aus Holz und Eisen. Marlis
Jonas hat daraus Bilder komponiert, die konkret anmuten. Zum Beispiel ein grünes Bild mit braunen und grauen Farbflächen. Es heißt „Federung“ nach einer irgendeinem Ackergerät zugehörigen Feder, deren
Stahlgrau unter der abblätternden Farbe hervorscheint. Eine braune und eine andersartig graue Fläche darüber gehen auf Holzlatten zurück, von denen die grüne Farbe abblättert. Auf anderen Fotos gibt es Bretterwände
mit oder ohne Farbe aus Holz oder Metall. Das Land, das Marlis Jonas in ihre Foto-Sicht rückt, mutet bei verallgemeinernder Distanz und spröder Reduktion auch sehr spezifisch und heimatlich vorderpfälzisch an.
ÖFFNUNGSZEITEN: Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen, Frankenthaler Straße 229, bis 21. Mai, Mo bis Fr 9-19 Uhr.
|